Die Anzahl der Pferde wird in jedem Jahr genau erfasst, in diesem Jahr waren es 245. Die Anzahl der Wallfahrer kann nur geschätzt werden und hier gehen die Meinungen auseinander. In der Tagespresse wurden 9000 Pilger genannt, nach dem Thüringen-Journal des MDR waren es 7000. Die letztgenannte Zahl ist wahrscheinlicher.
So konnte also Pfarrer Stubenitzky bei idealem Wallfahrtswetter tausende Pilger und den Hauptzelebranten Pater Karl Wallner aus der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz im Wienerwald begrüßen. Er freut sich, dass der aus dem Fernsehen bekannte Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule die 800 Kilometer nach Etzelsbach auf sich genommen hat. Während das Kloster im Wienerwald 900 Jahre ohne Unterbrechung existiere, sind die Zisterzienserklöster des Eichsfeldes schon über 200 Jahre verschwunden. Die Reifensteiner Mönche waren einst Förderer der Wallfahrten zu Etzelsbach.
So betont Pater Karl Wallner bei der Begrüßung und während der Predigt die Gemeinsamkeiten mit dem Eichsfeld. Die Zisterzienser haben eine starke Beziehung zu Maria. Die Verehrung Mariens sei eine Selbstverständliche für jeden, der Jesus liebt und so machte er Mut mit den Worten: „Wir teilen mit euch die Ehrfurcht und die Liebe zur Gottesmutter Maria.“ Pater Karl freut sich darüber, dass in Etzelsbach das Gnadenbild, Maria mit ihrem Sohn, mit einem Tuch berührt und abgewischt wird. Es ist ein Akt der persönlichen Beziehung und er mahnte: „Lasst euch von Niemanden einreden, dass diese veraltet oder überflüssig ist.“
Er könne nun verstehen, „warum Papst Benedikt XVI. Euch so sehr geliebt hat, im Eichfeld.“ und bericht, das derselbe Papst 2007 das Kloster Heiligenkreuz besuchte und die dortige Hochschule seinen Namen trägt.
Seine Predigt fasste das Lukasevangelium mit der Szene der Begegnung von Maria und Elisabeth ganz im Sinne des Hl. Bernhard von Clairvaux mit drei Worten zusammen: „Kuss, Sprung und Jubelruf.“
Der Kuss steht für die liebevolle und stürmische Begegnung von Maria und Elisabeth. Man könne heute den Eindruck gewinnen, dass das Christentum ein Kulturverein sei, mit einem Kulturchristentum. Aber Christ ist man nur, wenn man zu Gott in einer persönlichen Beziehung stehe.
Der Sprung steht für die Textstelle: „da hüfte das Kind in ihrem Leibe“. Johannes springt vor Freude. Hier erzählt der Prediger ein Erlebnis mit Helmut Kohl, „dem letzten katholischen Bundeskanzler.“ Er äußerte 1988 bei der Gründung des Klosters in Stiepel: dass es in Deutland nicht heiße: Ich verkündige Euch eine große Freude, sondern: ich verkündige euch ein großes Problem. Pater Karl mahnt: „Wir brauchen den Sprung der Freude.“
Der Jubelruf schließlich steht für das Magnifikat, für den großen Lobgesang Mariens, der Jubel über Gott, der zum Gebet der Kirche geworden ist. Der Prediger analysiert: „Wir trauen Gott nichts mehr zu“ und fragt: „Habt ihr ein Anliegen mitgenommen, oder seid ihr nur so da? Das nur so da sein muss aufhören!“ Matthäus 7,7 solle zum Programm werden. Die programmatischen Worte Jesu lässt er durch die Pilger ergänzen: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird Euch aufgetan.“ Das Gebet, die Bitten sind das Programm für die Zukunft der Welt.
Bei den anschließenden Fürbitten wurde besonders für den in der vergangenen Woche verstorbenen emeritierten Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner gebetet, „der hier in Etzelsbach oft mit uns die Hl. Messe gefeiert hat.“ So hieß es: „Vergilt ihm alles Gute, das er getan hat und schenke ihm Anteil an Deiner himmlischen Herrlichkeit.“
Zusammen mit neun weiteren Priestern feierte Pater Karl Wallner das Messopfer und erinnerte beim Friedensgruß an die Predigt, indem er empfahl, freundlich zu sein und in sich die Augen zu schauen.
Nach der kurzen Andacht mit eucharistischem Segen segnete Pater Karl mit sichtlicher Freude und viel Weihwasser die Pferde. Auch nach der Segnung blieb der Pater auf dem Wallfahrtsplatz. Viele wollten ihn sprechen oder baten um ein Autogramm für das Wallfahrtsliederbuch und ein gemeinsames Foto.
Ein Fest der Begegnung wurde der Tag für die vielen Pilger, die auf dem Wallfahrtsplatz, auf der Pferdewiese oder beim Pilgerzentrum ins Gespräch kamen.