Etzelsbachpilger sahen bei der Anreise abgeerntete Getreidefelder. Das hat es noch nie zu diesem Termin gegeben. Auch wenn die Bauern sich auf Regenwetter gefreut hätten, um so mehr erfreuten sich die Pilger an dem sommerlichen Wetter und so wurde im Schatten die vielen Lindenbäume des Wallfahrtsplatzes als wohltuend empfunden.
Pfarrer Franz-Xaver Stubenitzky konnte in diesem Jahr Erzbischof Dr. Stefan Heße aus Hamburg als Hauptzelebrant und Prediger begrüßen. Der Pfarrer betonte, dass Erzbischof Heße als Kölner Generalvikar mit Kardinal Meißner eng zusammengearbeitet hat, der hier in Etzelsbach besonders verehrt wird und dessen Jahresgedächtnis kürzlich gefeiert wurde.
Weitere Mitzelebranten waren Prof. Dr. Hermann – Josef Röhrig, Pfr. Klaus Röhrig, Hundeshagen, Pfr. Dr. Gerhard Marx, Wingerode, Pfarrer Eberhard Jacob, Berlingerode, Pfr. i.R. Heinz-Josef Brodmann, Günterode, Pfr. Winfried Hesse, Wüstheuterode, Pfr. i.R. Horst Mosebach, Gernrode, Subregens Egon Bierschenk Erfurt, Father Dr. Jude Doss EF Terminat Indien. Auf dem Wallfahrtsplatz waren zwischenzeitlich 5000 und 8000 Pilger zusammengekommen. In der Umgebung der Kapelle grasten 240 Pferde.
Erzbischof Heße war bereits am Vorabend angereist und freute sich, dass er bei der Wallfahrt in Etzelsbach mit so vielen Christen zusammen sein durfte. Er erklärte, dass es in dem riesigen Erzbistum Hamburg, dem flächenmäßig größten Bistum Deutschlands, nur einen Wallfahrtsort gäbe und nur 20 % seinen Christen, lediglich 3 % Katholiken.
Als er sich auf die Predigt vorbereitete, las er, dass hier die Pilger das Gandenbild mit einem Tuch abwischen würden. Er konnte sich das schlecht vorstellen und dachte dabei an den abgenutzten Fuß der Petrusfigur im Petersdom.
Dann beobachtete er in Etzelsbach, wie Gläubige mit einem Tuch die ganze Figur abwischten, ja abrieben. Einige stellten sich ganz auf die Zehenspitzen, damit sie beim Kopf Mariens anfangen konnten, dann über das Herz, Hand und Fuß wischten. Der Prediger entwickelte Gedanken, die beim Abwischen des Gnadenbildes bedacht werden könnten.
Zum Ersten betrachtete er den Kopf, als Zeichen des Verstandes und forderte auf, wie Maria zu denken. Nicht zum eigenen Vorteil, sondern im Bezug zu andere.
Als zweites ging der Prediger auf das Herz Mariens ein, das im Etzelsbacher Gnadenbild nahe an ihrem Sohn ruht. Die Herzen von Sohn und Mutter sind einander zugewandt, wie Papst Benedikt hier in Etzelbach sagte. Das Herz spricht zum Herzen. Da der Verstand auch kalt sein kann, sollen wir Menschen mit Herz sein.
Als drittes ging er auf die liebevollen Hände des Gnadenbildes ein, die nicht schlaff herunterhängen, sondern Christus beinahe umarmen. Marias Hände, sind Hände die liebkosen und solche Hände sollten auch wir haben. Glaube sollte handgreiflich werden!
Abschließend erinnerte er die Wallfahrer immer an die drei H’s zu denken: Hirn, Herz und Hände. Wir sollten Menschen sein mit klarem Hirn, weitem Herzen und liebenden Händen. Wem eines davon fehle, kommt in eine Schieflage.
Die Predigt wurde mit kräftigem Beifall gewürdigt.
Nach dem Gottesdienst segnete Erzbischof Heße genau 240 Pferde, die von ihren Besitzern um die Kapelle vor den Altar geführt wurden.