Benediktinermönche stehen früh auf. Aber am 16. Juli 2016 war es ungewöhnlich früh, 3 Uhr, als Abt Dr. Beda Maria Sonnenberg im Benediktinerkloster Plankstetten aus dem Bett stieg. Aus der Dunkelheit fuhr er in einer mehr als vierstündigen Autofahrt in das Licht. Sein Ziel war der Wallfahrtsort Etzelsbach. Eine Teistunger Familie hatte den Abt des oberpfälzer Klosters kennen gelernt und hierher eingeladen. Abt Breda verließ seinen Alltag, wie der sagte, und machte sich auf den Weg, um mit den ca. 7000 Pilgern in Etzelsbach zu feiern. Er kam gern hierher, „wo ein Heiligtum aus dem Acker des Lebens ausgegraben wurde.“
Als Lesungstext wurde von Matthias Hampe ein Abschnitt aus dem Buch Zefanja vorgetragen. Abt Sonnenberg erklärte in seiner Predigt, das es ein sehr kurzes Buch im Alten Testament sei, nur drei Kapitel lang. Es könne in Gänze ohne Probleme noch heute Abend gelesen werden. Er beschrieb zunächst die Geschichte des Buches. In Israel ging es drunter und drüber, Fürsten, Richter, Propheten und Priester zogen ins Exil nach Babylon. Die Zeit war geprägt von Respektlosigkeit, Oberflächlichkeit. Viel Unheil sei über das Volk gebracht worden. Wer dieses Buch liest, wird sich über den Inhalt entsetzen – nichts als strenge Vorwürfe, arge Drohungen, Ankündigungen des Zornes.
Und dann kommt der große Freudengesang, der heutige Lesungstext. Zefanja forderte das jüdische Volk zur Freude auf. Wie kam er dazu? Das Volk hatte doch keine Kraft, sich selbst aus dem Unheil zu befreien. Die Erklärung sei eigentlich recht einfach, erklärte der Abt. Auch heute lesen viele Menschen solche Geschichten im eigenen Lebensbuch. Arbeitslosigkeit, Orientierungslosigkeit, mangelnde Ausbildung und sehr viel Einsamkeit sorgen dafür, dass Menschen keine Kraft haben, dass Steuerrad herumzureißen. Zefanja hat neun Mal in seinem Buch aufgerufen: „Freut euch doch endlich mal!“ Sicher, Heilung braucht Zeit, aber Heilung braucht auch Freude. Dieser geht ein langer Prozess voraus. Der Mensch wird nicht von außen, sondern von innen her verwandelt. Gott ist in jedem von uns, in unseren Herzen. Der Herr, dein Gott ist in Deiner Mitte! Und schließlich, am Ende der Predigt folgt der tröstende Satz, der aus dem Munde eines Mönches so glaubhaft klingt: „Gib deinem Leben Spielraum für Gott und es wird spielend leicht.“
Nach dem Wallfahrtsgottesdienst bedankte sich Pfarrer Franz Xaver Stubenitzky mit dem obligatorischen Feldgiecker bei dem Benediktinerabt. Der schob nun, wie er spaßig sagte, den „Werbeblock“ ein und berichtete über „sein“ Kloster, das ökologischen Landbau betreibt. Er lud alle Wallfahrer herzlich in sein Kloster ein und betonte, dass es ausgezeichnet als Zwischenstation bei der Fahrt in den Süden dienen könnte.
Zum Schluss der Wallfahrt segnete Abt Sonnenberg alle Wallfahrer und mit sichtlicher Freude die festlich geschmückten Pferde, die wie in jedem Jahr um die Kapelle geführt wurden. Peter Kulle teile die Erinnerungsplaketten aus, mindestens 284 hat er in diesem Jahr verteilt.