Das Requiem für Kardinal Meisner in Etzelsbach glich einer Wallfahrt. Einer Wallfahrt, wie sie der verstorbenen Kardinal so liebte. Hier in Etzelsbach war er immer gern dabei. Hier hat er manche mutmachende Predigt gehalten.
So war auch diesmal die Torflügel der Kapelle weit geöffnet und der Altar stand in der Toröffnung. Auf einer Staffelei war ein Bildnis Meisers mit Trauerflor zusehen.
Die Gläubigen kamen wie gewohnt mit Wallfahrtshockern unterm Arm und versammelten sich bei milder Abendsonne auf dem Wallfahrtsplatz. Blasmusiker packten ihre Instrumente aus und die Tontechniker stellten Lautsprecher auf. Aus der Kapelle erklangen Totengebete: der Rosenkranz und die „Fünf Wunden“. Nachdem die Gebete verstummt waren, spielte die Blaskapelle aus Beuren. Vier Priester in weißen Gewändern zogen vor den Altar (Msgr. Klaus Röhrig, Msgr. Franz Xaver Stubenitzky, Prof. Dr. Hermann-Josef Röhrig und Hermann Bittner.)
Auch die Auswahl der Lieder entsprach den Etzelsbachwallfahrten. Es wurde aus dem Wallfahrtsbüchlein gesungen. Klaus Röhrig zitierte zu Beginn ein Psalm (122), der an eine Wallfahrt nach Jerusalem erinnert und den er auf Kardinal Meiser bezog: „Ich freute mich, als man mir sagte: ‚Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.'“
Pfarrer Stubenitzky begrüßte alle Anwesenden und sagte: „Wir wollen zuerst Gott Dank sagen, dass er Joachim Kardinal Meisner in unser Leben geschenkt hat.“ Dank sagen für das, was wir von ihm erfahren haben. Stubenitzky wünschte, das alle Gläubigen einander zum Segen werden mögen.
In seiner Predigt ging Prof. Hermann-Josef Röhrig auf einen Internetkommentare ein. Bald, nachdem die Nachricht von Tod Meißners publik wurde, kommentierte jemand: „Nun weiß er, ob er sein Leben verschwendet hat.“
Zunächst stellte der Prediger klar, dass in der Aussage ein logischer Fehler stecke. Wen es kein Leben nach dem Tod geben würde, was der Kommentator voraussetzt, dann weiß der Verstorbene auch nicht, dass sein Leben verschwendet war.
Der Gedanke der Verschwendung ist Kardinal Meisner nie gekommen. Er war sich seiner Sache sehr sicher, rief Röhrig den Gläubigen zu. Meisner sagte: „Wer glaubt, der wankt nicht, der geht nicht unter.“ Er war sich sicher, dass er den richtigen Glauben hatte. Doch, in gewisser Weise hat er sein Leben verschwendet. Er hat sich im Dienst an Gott und die Menschen nicht geschont. Er hat an einen Gott geglaubt, der selbst verschwenderisch ist. So sagte Meisner gern: „Wir dürfen Gott gegenüber nicht knauserig sein.“ Röhrich meinte: er hat „das Leben verschwendet für einen verschwenderischen Gott. Er hatte das Wissen, den richtigen Glauben zu haben.“
In den Fürbitten baten die Gläubigen, dass der Verstorbene nun die Erfüllung des Lebens bei Gott erreichten möge. Es wurde gebetet für die Menschen, die sein Tod betroffen gemacht hat, für die Kirche, für die er so unermüdlich gearbeitete und besonders für die Kirche im Osten, die ihm so am Herzen lag.
Das Requiem, dass eine Wallfahrt war, endete mit einem Marienlied, mit einem Lied, das Pfarrer Klaus Röhrig als Lieblingslied Meisners kennzeichnete. Das „Segne du Maria“ wurde aus vollen Herzen mit allen vier Strophen gesungen.