Für den 4. Jahrestag des Papstbesuchs in Etzelsbach war alles vorbereitet, wie bei der Wallfahrt zum Fest „Mariä Himmelfahrt“. Das Mobiliar, vor vier Jahren auf der großen „Papstbühne“ stehend, hatte nun auf dem Podium vor dem Tor der Etzelsbachkapelle Platz gefunden. Eine lange Prozession mit Messdienern und Priestern ging dem emeritierten Kardinal Meisner voran. Im Prozessionszug wurde von vier Messdienerinnen auch des Gnadenbild von Etzelsbach zum Altar getragen. Und die Sonne schien wie vor vier Jahren.
Man merkt ihm an, dass er gern hier war. Schon bei seiner Begrüßung erntet Kardinal Meisner stürmischen Beifall. Er berichtete, dass eigentlich Erzbischof Georg Gänswein nach Etzelsbach eingeladen war, aber er begleite zeitgleich Papst Franziskus in Amerika.
Nun er, Meisner, ziehe Etzelsbach Amerika vor und sei gerne hier. Vor zwei Tagen, so berichtete er weiter, habe er mit Papst Benedikt telefoniert und ihm erzählt, dass er nach Etzelsbach fahre. Am liebsten wäre Papst Benedikt hier bei euch! Etzelsbach sei ihm unvergessen, sagte Meisner bevor er erklärte: „Papst Benedikt der XVI. ist heute mit dem Herzen bei uns.“
Er erinnerte die Wallfahrer daran, dass vor 40 Jahren der spätere Papst Johannes Paul II. im Bistum gewesen sei und vor 4 Jahren Benedikt der XVI. in Erfurt und Etzelsbach war.
In seiner Predigt nahm Meisner Bezug auf drei Stationen des Kreuzweges, die im Zusammenhang mit der Gottesmutter stehen (4., 12. und 13. Station) und überschrieb sie mit dem Motto einer zerstörten Kirche in Moskau: „Muttergottes, tröste meine Trauer.“
Der 4. Station des Kreuzweges gab er das Thema “ Mittragen“. „Der Herr geht beladen mit dem Kreuz über die Straßen dieser Welt“, sagte er. Marias Beisein beim Kreuztragen gibt uns ein Zeichen. Und: Gott liefert sich den tragenden Kräften des Menschen aus, denn Maria habe ihn neun Monate getragen. Maria trägt später die Sendung ihres Sohnes mit, auch als dieser das Kreuz annimmt. Das sei das Gegenteil von dem heute modernen „Ohne-mich-denken.“
Meisner stellte fest: „Maria ist der erste Laie in der Kirche.“ Auch uns Christen sei es aufgetragen, das Kreuz zu nehmen, gerade in der heutigen Zeit, in der man nicht wisse, wie es mit der Kirche und der Gesellschaft weitergehe.
An der zwölften Station erneuert Maria ihr Ja-Wort zu Gott. Jesus ist nicht mehr ihr Sohn, vielmehr wird Maria unser aller Mutter, Dienerin aller Pläne Gottes. Den Gläubigen rief er zu: „Liebe Freunde, Gott nimmt nie um zu Berauben, immer nur um zu schenken.“
Mit der 13. Station des Kreuzweges endet das Kreuz und die Kirche beginnt. Kirche ist das, was Gott ihr getan hat, und das, was wir ihr angetan haben. So sei auch der auferstandene Christus noch immer von den Wundmalen gezeichnet, die die Menschen ihm zugefügt hätten.
Es folgen so typisch, einprägsame Sätze wie: „Auf der Sitzbank der Pieta ist uns allen ein Platz reserviert.“ und „Schmutzige Windeln und blutige Tücher prägen das Erscheinungsbild der Kirche bis heute.“ Meisner resümiert: „Wir sagen ‚Ja‘ zur Kirche indem wir ‚Ja‘ sagen zu Christus.“
Die Zuhörer waren diesmal so ergriffen von der Predigt und den ergreifenden Worten des Kardinals, dass sie das sonst übliche Klatschen vergaßen.
Humorvoll ging es wieder beim Schlusswort zu, als sich Monsignore Franz-Xaver Stubenitzky, wie er sagte: „Auf Eichsfelder Art“ bedankte. Spontan entfuhr des dem Kardinal, als er den Feldgieker sah: „Der sieht aber klein aus,“ Meißner erläuterte, dass ihm bei der Rückkehr in Köln die Frage gestellt würde. „Du warst auf dem Eichsfeld, hast du einen Feldgieker?“ Und dann gäbe es eine Mahlzeit mit den Kaplänen und der Feldgieker sei weg.
Und da es langsam kalt wurde empfahl er den Wallfahrern zu Hause einen heißen Tee, fügte dann aber schmunzelnd hinzu: „Es geht auch ein Schnaps“.
Wieder Ernst sagte er den Wallfahrern gerührt: „Danke für diese Stunde im Herrn.“ Und schließlich gab er den Rat: „Macht Eure Herzen weit und alle Taschen auf für die Fülle des Wallfahrtssegens“. Ungefähr 3500 Wallfahrer nahmen diesen Segen getrost mit nach Hause.
Zum Schluss des Pontifikalamtes wurde wie immer der in Etzelsbach übliche „Engel des Herrn“ gesungen. Mit der letzten Strophe des anschließenden Eichsfeldliedes endete das Wallfahrtsjahr 2015 in Etzelsbach.
Bei der Pilgerinformation waren mehrere Stände aufgebaut. Für Essen und Trinken war gesorgt und so konnten die Wallfahrer hier noch ein wenig zusammenbleiben.